Neuss, den 24.06.2009

Der Neuss-Erfttaler Pflegetreff am 23.06.2009 informierte vor „vollem Haus“ über die Situation der pflegenden Angehörigen in den Pflegesystemen

Der Leitgedanke der Veranstaltung:
„Angehörige und Pflegekräfte gemeinsam zum Wohle der Pflegebedürftigen“

Pflegetreff„Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk“ hatte zum 8. Pflegetreff in Neuss-Erfttal eingeladen. Über 140 Gäste waren der Einladung zum „Kontakt Erfttal“ gefolgt. Dies, obwohl sich zahlreiche Seniorinnen und Senioren in den Urlaub verabschiedet bzw. entschuldigt hatten.

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk, hatte einige hochkarätige Referenten gewinnen können:

Angelika Gemkow, Beauftragte der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung in NRW (LBB-NRW). Ihr Vortrag, der vor allem die pflegepolitische Szene beleuchtete, orientierte sich an der Aussage: „Geld pflegt keine Menschen.“ – Weitere Informationen zum Statement von Angelika Gemkow können der angefügten Erklärung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW vom 23.06.2009 entnommen werden (Anhang).

Detlef Rüsing, staatl. anerk. ex. Altenpfleger bzw. Pflegewissenschaftler(MScN) und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dialogzentrum Demenz der Universität Witten / Herdecke, würdigte in seinem Vortrag die Arbeit der professionell Pflegenden eines tieferen Blickes, um sowohl Zustimmung als auch Kritik fundierter zu gestalten. Eine These im Vortrag des Referenten: „Ein bekleckertes Hemd kann ein Zeichen guter Pflege sein!“

Brigitte Bührlen, pflegende Angehörige, und Eva Ohlert, Altenpflegefachkraft, beide aus München vom „Forum Pflege aktuell“, angereist, informierten gemeinsam über pflegerische Probleme und stellten dabei die Not der Angehörigen im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen.

Silke Niewohner, Gesundheitswissenschaftlerin (MPH) und Dipl. Sozialarbeiterin, informierte über die von ihr geleitete „Landesstelle Pflegende Angehörige in NRW“ (Münster). Sie meinte: Es ist nie zu früh, über Pflege im Alter zu sprechen.

Sandra Withofs, Sozialpädagogin (Schwerpunkt Gesundheit), informierte schließlich als Vertreterin der Alzheimer Gesellschaft Neuss über die Angebote für Demenzkranke hier vor Ort und stellte verschiedene Unterstützungsleistungen vor.

Werner Schell, der auch als Moderator durch die Veranstaltung führte, verdeutlichte in einigen Zwischenstatements die Bedeutung der Angehörigenarbeit und untermauerte damit auch verschiedene Statements der Referenten. Dabei wurde klar gemacht, dass sich Angehörige in mehr als 70% der Pflegesituationen - zum Teil vollzeitig - in die Pflicht nehmen lassen. Damit tragen sie wesentlich zur Realisierung des Grundsatzes „ambulant vor stationär“ bei. Angehörige sind aber auch vielfach bei der pflegerischen Versorgung in den stationären Pflegeeinrichtungen unterstützend aktiv.

Insgesamt konnte im Pflegetreff herausgestellt werden, dass die Arbeit der Angehörigen mit all ihren Facetten eine wichtige Bürgerinitiative darstellt und ihre Mitwirkungsmöglichkeiten bzw. die Rechte der Angehörigen in den Pflegesystemen gestärkt werden müssen. Dabei wurde auch verdeutlicht, dass Angehörige und Pflegekräfte zum Wohle der Pflegebedürftigen gemeinsam an einem Strang ziehen müssen. Nur so kann ein gutes Miteinander und eine am Wohle der pflegebedürftigen Menschen ausgerichtete Vertrauenskultur gewährleistet werden.

Werner Schell zur weiteren Behandlung der angesprochen Themen: „Wir werden später ein „Papier“ erstellen, in dem wichtige Statements und Forderungen zu den Themen des Abends zusammen gefasst und an die politisch Verantwortlichen übersandt werden. Wer sich an solchen Aktivitäten mitwirken möchte, kann sich gerne melden!“

Begrüßen konnte der Moderator auch den Bürgermeister der Stadt Neuss, Herbert Napp. Er hatte es sich, trotz zahlreicher anderweitiger Verpflichtungen, nicht nehmen lassen, während des Pflegetreffs ein Grußwort zu sprechen und dabei auch die Aktivitäten des Neusser Bauvereins in Erfttal anzusprechen. Im Rahmen der baulichen Neugestaltung werden drei Gruppenwohnungen für pflegebedürftige Menschen angeboten.

Heinz Sahnen, Mitglied des Landtages(MdL)von NRW und Schirmherr des Pflegetreffs, übernahm in der gelungenen Veranstaltung, die auch durch einige Filmeinspielungen aufgelockert werden konnte, das Schlusswort und stellte dabei erneut die Wichtigkeit der vielfältigen Aktivitäten von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk heraus. Er fand wohltuende Worte der Anerkennung für alle Akteure. In dieses Lob war auch der Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) einzuschließen, denn er unterstützt mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Arbeit von „Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk“ in vielfältiger Weise.

Werner Schell kündigte schließlich noch den nächsten Pflegetreff für den Herbst 2009 an. Dabei wird es um die Palliativversorgung, Sterbebegleitung, Hospizarbeit, Tod und Bestattung gehen. Natürlich wird dann auch das neue Gesetz über Patientenverfügungen anzusprechen sein.

Werner Schell

Abdruck frei und erwünscht!
Diese Pressemitteilung steht hier als pdf-Datei zum Download bereit

Anhang:

MAGS

Landesbehindertenbeauftragte Angelika Gemkow:
„Pflegende Angehörige brauchen Zeit zum „Luftholen"!
Hilfen im Haus weiter ausbauen


Die Behindertenbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:

„Wir müssen die „Hilfen im Haus“ zum wichtigen Thema machen, da sie Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft der Pflege in Nordrhein-Westfalen sind. Wer die Pflege behinderter und älterer Menschen auch morgen sicherstellen will, muss Familien entlasten, unterstützen und beraten. Pflege in der Familie bedeutet für die Angehörigen, dass sie sich Tag für Tag, rund um die Uhr um die pflegebedürftigen oder behinderten Familienangehörigen kümmern. Sie ist oft ein Vollzeitjob und nicht an Bürostunden gebunden. Um pflegende Angehörige vor Überforderung und Erschöpfung zu schützen, brauchen wir dringend noch mehr Entlastungsangebote. Familien müssen im oft schwierigen Alltag auch einmal „Luft holen“ können. Die „Hilfen im Haus“ wie zum Beispiel Hol- und Bringdienste, Hauswirtschaftsdienste, Pflegebegleiter müssen deutlich ausgebaut werden. “ Dies erklärte die Landesbehindertenbeauftragte Angelika Gemkow heute (23.06.2009) anlässlich des 8. Pflegetreffs „Pro Hilfe – Selbsthilfenetzwerk“ in Neuss.

In NRW leben fast 1,7 Mio. Menschen mit einer Behinderung von 50 % und mehr. Von den 1,7 Mio. Menschen mit Behinderung sind 1,1 Mio. Menschen über 60 Jahre alt.

Dazu kommen 460.000 pflegebedürftige Menschen.
Quelle: Pressemitteilung vom 23.06.2009